Aktionswoche Finance: Arbeit im Finance-Sektor muss mehr wert sein! Ergebnis
Einhaltung der gesetzlichen Arbeitszeiten und korrekte Bezahlung gefordert!
Die Arbeitsbedingungen für die etwa 80.000 Beschäftigten des österreichischen Finance-Sektors sind in den vergangenen Jahren deutlich schwieriger geworden, erklärte der Vorsitzende der Wirtschaftsbereichsgemeinschaft Finance in der GPA-djp, Wolfgang Heinzl, warum sich die GPA-djp in der Aktionswoche von 11. bis 15. Juni den Rahmenbedingungen in der Branche widmete. "Permanenter Verkaufs- und Arbeitsdruck, überbordende Arbeitszeiten und Probleme, die geleistete Arbeit auch entsprechend abgegolten zu bekommen, sind Ausdruck dieser Entwicklung. In Gesprächen mit den Betroffenen wird immer wieder auf diese Problemfelder hingewiesen", ortet Heinzl großen Handlungsbedarf, den auch eine Umfrage unter den Betroffenen bestätigte.
Gesetzliche Arbeitszeit regelmäßig überschritten
Mehr als 9.000 Beschäftigte beteiligten sich in der Vorwoche an einer Umfrage der GPA-djp in den Büros und in rund 350 besuchten Filialen, zentrale Problemfelder sind erwartungsgemäß die Arbeitszeit und die korrekte Bezahlung. So gaben 61 Prozent der Befragten an, regelmäßig mehr als 8 Stunden zu arbeiten, 14 Prozent arbeiten regelmäßig mehr als 10 Stunden und immerhin 4 Prozent mehr als 12 Stunden, wie Wirtschaftsbereichssekretärin Helga Fichtinger erklärte.
Nicht bezahlte Mehr- und Überstunden
Mehr als jede/r Zehnte, nämlich 16 Prozent, geben an, die geleisteten Mehr- und Überstunden nicht entsprechend abgegolten zu bekommen. Fast jede/r Zweite der Beschäftigten mit einer Überstundenpauschale, nämlich 43 Prozent, geben an, dass ihr Arbeitgeber am Ende des Jahres keine Überprüfung durchführt, ob die geleisteten Überstunden mit der Pauschale auch wirklich abgegolten sind.
Weiterbildung in der Freizeit und unrealistische Zielvorgaben
Mit 27 Prozent der Befragten bekommt fast ein Drittel der Beschäftigten, die sich außerhalb ihrer normalen Dienstzeiten weiterbilden, ihre Schulungen nicht abgegolten. Zudem gibt fast jede/r Zweite an, dass die Zielvorgaben der Vorgesetzten nur mit großer Anstrengung erreichbar seien. Für zwölf Prozent der Befragten sind die Vorgaben unrealistisch bzw. von vorne herein nicht erreichbar, wie Fichtinger erklärte.
Umgang mit Beschäftigten alarmierend
"Es ist schon eine spannende Erfahrung, vor Ort zu sehen, wie die einzelnen Häuser mit ihren Beschäftigten umgehen", bezeichnete GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian die Ergebnisse der Umfrage doch als alarmierend. Die Forderungen der GPA-djp liegen auf der Hand: Einhaltung der gesetzlichen Arbeitszeiten, korrekte Bezahlung der tatsächlich geleisteten Arbeitszeiten sowie mehr qualifizierte BeraterInnenausbildung anstelle von reiner Produkt- und Verkaufsausbildung "auf Hochdruck". "Die GPA-djp wird sich natürlich die Freiheit nehmen, auch die Vorstände und Geschäftsführungen auf die Befragungsergebnisse aufmerksam zu machen", kündigte Katzian an. Der Umgang mit den Beschäftigten der Banken, die keine Wirtschaftskrise verursacht haben, aber im Kontakt mit KundInnen oftmals deren Reaktionen und Emotionen zu spüren bekämen, sei natürlich ein wesentlicher Beitrag zur Imageverbesserung.
Großer Zuspruch zu GPA-djp Forderungen
Es sei auch kein Zufall, dass die Arbeitgeber bei den heurigen Kollektivvertragsverhandlungen erst nach massivem betriebsrätlichen und gewerkschaftlichem Druck zu einem akzeptablen Gehaltsabschluss bereit waren, erklärte Heinzl abschließend. "Die Umfrage hat auch großen Zuspruch zu unseren Forderungen ergeben, wir bereiten uns deswegen schon jetzt bestmöglich auf die kommenden Verhandlungen vor und werden in nächster Zeit immer wieder den direkten Kontakt zu den Beschäftigten im Finance-Sektor suchen."